San Vito ist wohl inzwischen den meisten deutschen Kletterern ein Begriff und hat sich zu einem beliebtem Winterklettergebiet der tedeschi entwickelt. Zu recht. Während der kleine Ort im Sommer von Touristen überschwemmt wird, sind im Winter die Kletterer hier unter sich. Und genießen fantastische Kletterei in tollem Ambiente.
Und auch für die Pausentage steht ein abwechslungsreiches Programm zur Verfügung: zum Beispiel eine Wanderung durch den herrlichen Riserva dello Zingaro, ein Besuch im antiken Erice (tolle Aussicht!), ein Bad in den Thermen von Castellamare (die Locals verraten einem auch, wo man kostenlos in den noch unverbauten heißen Quellen baden kann), einfach am herrlichen Strand von San Vito faulenzen oder natürlich sich ins Getümmel von Palermo stürzen.
Aber zuerst gilt es, sich an den Falesie so richtig platt zu machen (unsere Bewertung stammt v.a. aus Touren im Bereich 6b bis 7b):
Die Felsen Cala Mancia, Campo Base, Grotta del Cavallo, Bunker liegen alle am gleichen westseitigen Kalk-Kliff zwischen San Vito und dem Campingplatz El Bahira. Für alle gilt: geile Kletterei in tollem Ambiente mit freiem Blick auf die herrlichen Sonnenuntergänge!
Cala mancia: Im 1. Sektor einige lohnende Touren, der 2. sieht nicht so gut aus, im 3. hat man dann wieder richtig Spaß (zw. Ritter Sport und Jam or Jump); der 5. (Grotta) ist der absolute Hit!
Campo Base: Auch hier kann man richtig Spaß haben; von plattig-trittlos bis scharfkantig-krätzig hin zu henkligen Bewegungsgenüssen alles vorhanden. Nur einige der leichten Touren ganz links und rechts sehend nicht so lohnend aus. In der Tour Bianca (6c) ist der letzte Haken ziemlich unglücklich gesetzt.
Grotta del Cavallo: Super location nicht nur bei Regen. Die leichten Touren links sind nicht so der Hit, aber alle ab 6b aufwärts Freude pur!
Bunker: Die große Wand des linken Sektors ist der Hammer! Die Touren am linken Rand des Sektors sind ebenfalls einen Besuch wert, die in der Mitte wirken bis auf wenige Ausnahmen sehr scharf kantig. Der Sektor Destro (Grotta) gibt mehr her als er auf den ersten Blick vermuten lässt.
Sinistra Pietraia: Auch hier hat es einige schöne, z.T. sogar spektakuläre Linien – meist senkrechte oder leicht überhängende Wandkletterei. Bei der großen Auswahl kann man’s sich erlauben, die Rosinen zu picken!
Pineta: Lange, senkrechte Wandkletterei, tolle Wege. Leider ist der Fels oft sehr scharf. Teilweise weite Hakenabstände (z.B. in „Fakirella“).
Scomparto Rifiuti: Etwas versteckte, aber durchaus lohnenswerte Wand! Geniale Wandkletterei, richtige lange Touren. Hingehen! Nur bei den ganz rechten Routen sind die Einstiegsmeter leider nicht so berauschend (botanisch und scharf). Achtung bei „Venus“, in den Löchern oben haust ein Bienenschwarm.
Torre Isulidda: Etwas unübersichtliche Wand, hat aber durchaus nette Routen zu bieten. Hier sollte für jeden Geschmack und jeden Schwierigkeitsgrad (bis 7c) was dabei sein!
Crown of Aragon: Noch so eine Perle von San Vito. Tolle Tufakletterei mit super Ausblick! Ein „Must“. Zum Parken nicht ganz nach oben fahren, sondern direkt nach dem Abzweig von der Hauptstraße entlang des Zufahrtsweges parken (oben ist’s sehr eng).
Never Sleeping Wall: Und wie sich’s für San Vito gehört: auch diese Wand ist der Knaller! Schon wieder Tufas mit traumhaften Linien ab 6b aufwärts. Und auch hier der direkte Blick auf’s Meer :-)
Scopello: Haben wir uns angeschaut. Ist ein netter Spaziergang dorthin mit schöner Aussicht – zum Klettern absolut zu vergessen (brüchig, bröseliger Fels)
Infrastruktur:
San Vito bietet an Unterkünften und Restaurants/Kneipen alles, was man so braucht. Es gibt einen Supermarkt (Sisa an der Hauptstraße) und ein paar kleinere Lädchen. Direkt an der Hauptstraße (schräg gegenüber der Tankstellen) hat Daniele, einer der Haupterschließer, gerade eine Kletterbar mit Laden aufgemacht (YMCA San Vito). Er öffnet früh zwischen 8 und 9 Uhr, macht dann über Mittag zu und ist ab ca. 17 Uhr wieder da. Dort ist es deutlich gemütlicher als in anderen Cafés, die Preise sind sehr günstig und natürlich ist Klettern Gesprächsthema Nr. 1. Daniele und Ivan geben auch gerne Auskunft zu den Felsen und ihren neues Erschließungen. Ach und Free WiFi gibt’s auch :-). Ebenso neu eröffnet ist der Climbingshop am Camping El Bahira (ab ca. 16 Uhr kann man an der Rezeption darum bitten, dass der Laden geöffnet wird, falls er es noch nicht ist). Wer im El Bahira einen Bungalow mieten will, sollte nach speziellen Angeboten für Kletterer fragen. Der Campingplatz empfiehlt sich für alle, die sich nicht weiter als vom Bett zum Felsen und zurück bewegen wollen. Für alle anderen bieten sich mehr Möglichkeiten mit einer Unterkunft in San Vito (vom El Bahira sind’s ca. 3km dahin).
Stellplätze:
In San Vito kann man gut am Hafen stehen oder auf dem großen Parkplatz, der im Sommer für die Strandbesucher gedacht ist (beim Minikreisel am Ortseingang rechts zum „Parcheggio libero“). Einige Busse standen auch direkt an den Felsen der Cala Mancia, allerdings ist die Straße dorthin sehr schlecht und es ist zu befürchten, dass das Wildcampen dort früher oder später zu Problemen führt (siehe Sperrung anderer Gebiete). Ist halt immer eine Frage der Quantität. Etwas südlich des Camping El Bahira kann man noch zweimal von der Hauptstraße ans Meer abzweigen und dort gut stehen. Und nicht zuletzt kann man auch direkt vor der Never Sleeping Wall campieren. Zumindest in der Nebensaison scheint das alles niemanden zu stören.
Nur eine öffentlich Trinkwasserquelle konnten wir in San Vito leider nicht ausmachen.